Wie Bürgermeister Kalweits Plan einer Verlegung scheiterte
Bürgermeister Ingo Kalweit hat es möglich gemacht, dass die Kerb an ihrem angestammten
Platz bleiben kann – sagt er. Die Wahrheit, die jetzt ein Akteneinsichtsausschuss zutage
gefördert hat, sieht ganz anders aus.
„Die Bischemer Kerb muss umziehen“ hieß es unversehens im Januar letzten Jahres. Die
Bestürzung war groß, bei Bürgerinnen und Bürgern wie auch Vereinen und Institutionen.
Dann die Verkündung durch Bürgermeister Kalweit: Hessen Mobil wolle der Kerb an der
Kirche den Garaus machen, doch er habe den Standort gerettet. Dass da etwas nicht
stimmte, konnte man riechen. Die SPD-Fraktion forderte Einblick in die Akten zum Thema
und fand heraus, wie es wirklich war.
Beginn des Dramas war die Nachbesprechung der Kerb 2019. Damals wurde der fehlende
Terrorschutz in der Ginsheimer Straße bemängelt, ebenso der Engpass zwischen Autoscooter
und Volksbank. Auch die temporäre Straßensperrung der L3482 (Darmstädter Straße) wurde
in Frage gestellt. Im August 2020 schrieb die Bischofsheimer Verwaltung an Hessen Mobil,
diese Straßensperrung sei eine große Belastung für die Bürger und man wolle deshalb
Alternativen prüfen. Hessen Mobil, weder zuständig noch ortskundig, schloss sich vier
Monate später dieser Meinung an. Für den Bürgermeister das Signal zum Sturm auf die Kerb:
Am 14. Januar 2021 wies er das Ordnungsamt an, eine Verlegung in die Schulstraße zu
forcieren.
Wunsch der Bischofsheimer setzt sich durch
Doch Kalweit hatte sich verrechnet. Nach Eilanträgen von Gemeindevorstand und
Gemeindevertretung, die Kerb an der Kirche zu belassen, erklärte Hessen Mobil, dass man
sich nur auf das Schreiben der Gemeinde verlassen habe und ohnehin nichts verbieten
könne: „Hessen Mobil kann mangels Zuständigkeit keine Genehmigung versagen.“ Die
Entscheidung lag immer bei der Bischofsheimer Straßenverkehrsbehörde – und damit bei
Bürgermeister Kalweit persönlich! Als er sich davor weiter drücken wollte, machte Hessen
Mobil im Mai noch einmal klar, dass man gegen die Sperrung der L3482 keine Einwände
habe. Seitdem kann Kalweit den Schwarzen Peter nicht mehr der Behörde zuschieben.
Ehrlichkeit in der Politik ist für die SPD-Fraktion, so ihre Vorsitzende Lisa Gößwein, ein –
wenn nicht der – grundlegende Faktor.
Ertappt schwenkte er also um: Statt weiter auf die ungeliebte Verlegung in die Schulstraße
zu dringen, inszenierte er sich als Retter der Kerb unterm Kirchturm. Dabei hat nur der
massive öffentliche Druck verhindert, dass er seinen Plan durchziehen konnte. Wie wenig
Bezug Kalweit tatsächlich zur Bischemer Kerb hat, zeigt sein Grußwort in der Kerwezeitung
2022: Nicht nur, dass es zu fast einem Drittel eine Kopie seiner Grußwortes von 2018 ist,
peinlicherweise passt er den kopierten Text nicht einmal an die heutigen Gegebenheiten an:
So läd er zu Musik „auf der Tankstelle bei Charly“ ein– doch traurigerweise ist Charly Koch
bereits im September 2019 verstorben.