Nach 100 Ausgaben immer noch frisch wie am ersten Tag – Bischofsheimer SPD präsentiert „stampes“ im Rosengarten

Es war eine andere Zeit. In Bischofsheim wurde über eine Städtepartnerschaft mit Dzierzoniow in Polen diskutiert, der Ortsbürgermeister hieß Berthold Döß und zu dem kulturellen Highlights gehörte seit zwei Jahren der Silvesterball im Bürgerhaus. Die Zeit war analog und fotografiert wurde noch mit Kleinbild und HP 5 – es war die Zeit in der in der Eisenbahnergemeinde eine Tradition wieder auflebte, die es auch heute noch gibt: der „stampes“ wurde wieder aufgelegt. Gekocht wird er in Bischofsheim schon lange, Kartoffeln, Milch, ein wenig Muskat – kräftig durchgeschlagen – und schon ist er fertig: der Stampes als Sättigungsbeilage, am besten mit Sauerkraut und einem Rippchen, einem Haspel oder einer guten Scheibe Leberkäse.

Seit knapp dreißig Jahren gibt es ihn aber auch gedruckt. Sechzehn Seiten, prall gefüllt mit Informationen aus Bischofsheim, dem Kreis Groß-Gerau und natürlich auch der großen Politik. Heute
entsteht die Zeitung am PC, zum setzen gibt es Programme und vierfarbdruck ist auch kein Hexenwerk mehr. Vor fast drei Jahrzenten war dies noch ganz anders. Thomas Will, damals frisch
gewählter Vorsitzender der örtlichen Sozialdemokraten und heute Landrat im Kreis Groß-Gerau erinnert sich: „ Wir haben die Texte mit kleinen Buchstaben auf einer IBM-Kugelkopf geschrieben,
dann ausgeschnitten und mit „Fix o gum“ aufgeklebt. Das hat manchmal einen ganzen Samstag gedauert – und gedruckt wurde die Zeitung noch beim Lokal-Anzeiger in Bischofsheim“.
Die Bischofsheimer SPD, die heute – eine Generation später – von Karsten Will geführt wird, hatte jetzt in den Rosengarten am Rathaus eingeladen um die Jubiläumsausgabe zu präsentieren. „Wir wollen diese Tradition fortsetzen“, so Karsten Will „und mindestens einmal im Jahr unsere Zeitung mit einem kleinen Fest an den Mann und die Frau bringen“. Unter den gut achtzig Gästen konnte Will auch die Landtagsabgeordnete und Bischofsheimer Fraktionsvorsitzende Kerstin Geis, seinen Vorvorgänger im Amt des Vorsitzenden, Gunther Schneider und für die Grün-Alternative- Liste Renate Bleith begrüßen. Auf der ersten Seite der hundertsten „stampes“-Ausgabe sieht man eine junge Familie vor dem Hintergrund der idyllischen Riedlandschaft. „Gemeinsam neue Weg gehen“ steht darüber. Wenn man dann auf die folgenden Seiten schaut, sieht man um was es geht: die Bundestagswahl am 24. September und Jan Deboy. Und er kam dann auch in den Rosengarten, zwar ohne Frau und Sohn, dafür aber jung, freundlich und dynamisch und mit viel Empathie für die Menschen. Wohnungsnot, Lärmbelastung, Kindergartenplätze und Ganztagsschule waren und sind seine Themen – und vor allem die Menschen in „seinem“ Wahlkreis, für die er in den kommenden Jahren in Berlin da sein möchte. Jan Deboy, der aus Gernsheim kommt, in seiner Heimatgemeinde als Stadtverordneter sich politisch die ersten Sporen verdient hat und heute die SPD-Fraktion im Kreistag führt engagiert sich seit vielen Jahren auch außerhalb der Politik. Sei es in der DKMS oder kulturell mit seiner Band.

Aber nicht nur über ihn erfährt man im neuen „stampes“ eine ganze Menge, wie immer geht es auch um die örtliche Politik. In seinem „Vorwort“ blickt Karsten Will noch einmal auf die Bürgermeisterwahl zurück, Rolf Maixner lädt zu einer Reise nach Holland ein und natürlich gibt es auch wieder das beliebte Rätsel. Beides sind übrigens Rubriken, die es schon seit der ersten Ausgabe gibt. Und so drehten sich die Gespräche an diesem Abend im Rosengarten nicht nur um die aktuelle Politik und die Wahlen am übernächsten Wochenende, sondern auch um die vergangenen drei Jahrzehnte. Und da erfuhr man dann, dass das damals mit dem „stampes“ überhaupt nicht so einfach war. Wie Gerhard Reichmann, Urgestein der örtlichen SPD, aus den frühen achtziger Jahren berichtete, gab es damals in der örtlichen SPD eine grundlegende Debatte darüber, ob die Zeitung „stampes“ oder „Dickworz“ heißen sollte. Nur gut, dass die Entscheidung in Richtung „stampes“ ging – man stelle sich nur vor, es hätte am Rosengarten Dickworz zum Abendessen gegeben.